Menu

Zurück zu Aktuelles >Battice 2016: Lehren ziehen!


Battice war am vergangenen Wochenende das Zentrum der regionalen Landwirtschaft. Eröffnet wurde die Messe wie in den Vorjahren durch ein gemeinsames Statement aller landwirtschaftlichen Verbände der Region (darunter der Verband der deutschsprachigen Landwirte und der Grüne Kreis) und die Grußworte der politischen Prominenz.

Einigkeit

In diesem Jahr wurde den Anwesenden die aktuelle katastrophale Lage der Landwirte  in Form einer Diskussion zwischen dem Milcherzeuger Freddy Debougnoux und seinem zwölfjährigen Sohn Dimitri eindrucksvoll vor Augen geführt. Beide ernteten für ihren emotionalen Auftritt stehende Ovationen.

Der wallonische Landwirtschaftsminister René Collin hatte den Mut, von seinem vorverfassten Manuskript abzuweichen und auf die von allen Verbänden vorgetragenen Vorwürfe und Forderungen einzugehen. Er rief die Verbände dazu auf, auch in Zukunft immer und überall Einigkeit an den Tag zu legen; dies sei der einzige erfolgversprechende Weg, um den Anliegen der Landwirtschaft Nachdruck zu verleihen.

Collin mahnte, Politik und Gewerkschaften müssten Lehren aus der Hiobsbotschaft des Vortags – die angekündigte Schließung des Caterpillar-Standorts in Charleroi und dem damit einhergehenden Verlust von mehr als 2000 direkten und bis zu 4000 indirekten Arbeitsplätzen – ziehen. Das Caterpillar-Geschehen zeige unmissverständlich auf, dass man sich in wirtschaftlichen Fragen nur auf sich selbst verlassen könne. Für die Politik müsse das heißen, sich darauf zurückzubesinnen, die einheimischen kleinen und mittelständigen Unternehmen – inklusive der landwirtschaftlichen Betriebe – zu fördern statt multinationale Konzerne.

Machtlos

In Sachen Milchkrise kann der wallonische Landwirtschaftsminister dem nunmehr beschlossenen freiwilligen Programm zur Mengenreduzierung nichts Positives abgewinnen. Stattdessen zeigte er sich einmal mehr als Verfechter einer zeitlich befristeten, punktuellen obligatorischen Mengenreduzierung. Gleichzeitig musste er aber auch seine Macht- und Hilfslosigkeit eingestehen. Denn mit ihrer Position stehe die Wallonische Region sogar innerhalb Belgien allein auf weiter Flur. Von der EU ganz zu schweigen. Die EU-Kommission habe die Legitimität, die Macht und die Mittel zum Eingreifen, verharre aber auf ihrer ultraliberalen Position. Dies gelte auch für gewichtige Mitgliedstaaten wie Deutschland und Großbritannien, aber auch die Niederlande, Irland und Dänemark, die die Krise aussitzen wollten und auf den Strukturwandel setzten, um den Markt wieder einigermaßen ins Gleichgewicht zu bringen. Seitens Arla verlautete unterdessen, dass die Milchmärkte an der Schwelle zur Erholung stehen. Bis sich ein Aufschwung aber nennenswert in den Erzeugerpreisen niederschlägt, dürften aber wohl noch Monate vergehen.

Die wallonischen Verbraucher forderte Collin – wie vorher schon der Herver Bürgermeister und Regionalabgeordnete Pierre-Yves Jeholet – auf, wallonisch einzukaufen. „Seid chauvinistisch, patriotisch und staatsbürgerlich“, so beide einhellig.

Seitenhieb

Einen kräftigen Seitenhieb auf seinen Parteikollegen, Umweltminister Di Antonio, konnte Collin sich nicht verkneifen. Das von diesem ausgerufene Ziel von 100% Biolandlandwirtschaft im Jahr 2025 sei reinstes Wunschdenken. Realistisch sei allenfalls das von ihm, dem für die Materie zuständigen Minister, herausgegebene Ziel, die biologisch bewirtschaftete Fläche von derzeit 9% bis zum Jahr 2020 zu verdoppeln.