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Zurück zu Aktuelles >Ist eine Produktionsbegrenzung die Lösung?


Heute kommen die EU-Agrarminister in Brüssel zu einem Agrarrat zusammen. European Milk Board (EMB), Fugea und Via Campesina führen zu diesem Anlass eine Protestaktion durch. Sie fordern die Einführung eines obligatorischen flexiblen Systems zur Steuerung der Milchproduktion. Gleichzeitig protestieren sie dagegen, dass Milchpulver aus der Intervention wieder auf den Markt gebracht wird. Die dem Bauernbund angeschlossenen Milcherzeuger sprechen sich gegen eine verbindliche Produktionsregulierung aus. Denn letztendlich fallen die Kosten für ein solches System in einem offenen Weltmarkt auf die Milcherzeuger zurück. Zudem würde damit unsere internationale Wettbewerbsposition untergraben.

Von Mitte 2014 bis Mitte 2016 befanden sich die Milchpreise in einer Abwärtsspirale. Im vergangenen Juni wurde ein historischer Tiefpunkt erreicht. Seither ziehen die Preise glücklicherweise wieder an. Diese Markterholung darf nicht durch die Auslagerung von Magermilchpulver aus der Intervention zunichte gemacht werden. COPA, der europäische Dachverband der landwirtschaftlichen Organisationen, darunter der Bauernbund, hat bereits im November von der EU-Kommission ein behutsames und besonnenes Vorgehen gefordert, um den Aufschwung nicht in Gefahr zu bringen.

Die Demonstranten in Brüssel fordern auch ein verbindliches System der flexiblen Produktionsbegrenzung. Aber niedrige Milchpreise sind das Ergebnis eines Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage – und zwar auf dem Weltmarkt!

Tatsache ist, dass die Milchproduktion immer mit Verzögerung auf Preisrückgänge reagiert. Denn einerseits sind die Milcherzeugerbetriebe keine Industrieunternehmen, die ihre Produktion kurzfristig herauf- oder herunterfahren können. Und auf der anderen Seite bestehen bezüglich der Gestehungskosten enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Betrieben, was zur Folge hat, dass nicht alle Betriebe zeitgleich in der Produktion eingreifen können.

Es kann doch nicht Sinn der Sache sein, erneut ein System einzuführen, das das Unternehmertum unserer Landwirte einschränkt und unsere Wettbewerbsposition auf dem Weltmarkt untergräbt. Zudem würden die Kosten für eine obligatorische Mengenreduzierung in einer globalisierten Welt letztendlich in voller Höhe auf die Milcherzeuger zurückfallen.

Der Bauernbund sieht in einer Mengenbegrenzung vielmehr eine Krisenmaßnahme, die vorübergehend und freiwillig bleiben und die entschädigt werden muss und die einen Beitrag dazu leistet, dass die Milcherzeuger den internationalen Marktsignalen schneller folgen.

Neben Maßnahmen auf europäischer Ebene, die die Milchproduktion vorübergehend bremsen, fordert der Bauernbund in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2020 einen Mix aus Maßnahmen, die die Milcherzeuger – gepaart mit einer Portion intelligenten Unternehmertums auf Betriebsebene und unter Berücksichtigung diverser Zwänge wie Flächenausstattung, Arbeit, Kapital, … – gegen Ausschläge des Milchpreises wappnen. Dabei können Erzeuger- und Branchenorganisationen eine führende Rolle einnehmen.

Von der GAP 2020 erwartet der Bauernbund, dass sie die Landwirtschaft in die Lage versetzt, die Launen des Marktes zu bewältigen. Mehr denn je werden Preisschwankungen in Zukunft die Regel sein. Dies gilt gleichermaßen für die Erzeugnisse wie die für die Produktionsmittel. Die GAP 2020 muss Instrumente beinhalten, die jeden einzelnen Betrieb widerstandsfähiger machen und ihn in die Lage versetzen, die Launen des Marktes aufzufangen. Der Bauernbund fordert aber auch Flexibilität in der GAP 2020: Bei der Umsetzung muss jede Region den Besonderheiten ihrer Landwirtschaft Rechnung tragen können.

Der Bauernbund ist überzeugt, dass die Milcherzeugung hierzulande eine Zukunft hat, wenn die GAP 2020 die richtigen Werkzeuge zur Verfügung stellt. Mit ihrer leistungsfähigen Milchindustrie, ihrer zentralen Lage in Europa, ihrem Know-how, dem gemäßigten Meeresklima, ... hält die Branche wertvolle Trümpfe in der Hand.