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Zurück zu Aktuelles >Landwirtschaft hat herausragende Bedeutung


Landwirtschaft und Gartenbau spielen eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft: Sie bilden den Ausgangspunkt einer sehr bedeutenden Nahrungsmittelkette. Der Sektor ist lokal verankert, sowohl was die Versorgung mit Rohstoffen als die Beschäftigung in der verarbeitenden Industrie anbelangt. Als Nettoexporteur sind wir von den Launen des europäischen und des Weltmarkts abhängig.

Die belgische Landwirtschaft und der belgische Gartenbau befinden sich im Herzen eines großen europäischen Verbrauchermarktes. Nördlich von Samber und Maas bilden das Klima und die fruchtbaren Böden beste Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Produktion. Besonders in Flandern agiert der Sektor in einem sehr verstädterten Gebiet mit hohen Bodenpreisen und starker Zersiedelung. Auf den fruchtbaren Böden, an denen Urbanisierung und Industrialisierung nagen, hat sich die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten weiter spezialisiert und die Hektarerträge gesteigert.

Hochproduktiv und exportorientiert

Als kleine, aber hochproduktive Region mit einem großen kaufkräftigen Verbrauchermarkt in nächster Umgebung ist Belgien ein Nettoexporteur landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Dadurch sind wir auch mehr als manche andere EU-Mitgliedstaaten von den Launen des europäischen und des Weltmarkts abhängig.

Gut zwei Drittel unserer Ausfuhr gehen in die direkten Nachbarländer Frankreich, Niederlande, Deutschland und Großbritannien (siehe Abbildung). Auch wenn Großbritannien in dieser Liste „nur“ an vierter Stelle steht, so ist doch zu befürchten, dass der angekündigte Brexit nicht ohne Folgen für die belgische Landwirtschaft bleiben wird.

 

Die Exporte in die anderen EU-Länder und in Drittländer halten sich in Grenzen, aber sie gewinnen an Bedeutung. Die Exporte in Drittländer eröffnen neue Möglichkeiten, sie sind aber auch mit höheren Risiken verbunden wie die Abhängigkeit von Währungskursschwankungen, von der Weltkonjunktur- und –sicherheitslage, usw.

Handelsüberschuss

Belgien exportierte im vergangenen Jahr landwirtschaftliche Erzeugnisse und Nahrungsmittel im Wert von 41,9 Mrd. Euro. Dem standen Gesamtimporte im Wert von 35,9 Mrd. Euro gegenüber. Daraus ergibt sich ein Handelsbilanzüberschuss von 6 Mrd. Euro (2014: 4,6 Mrd. Euro). Übrigens: Landwirtschaftliche Erzeugnisse und Nahrungsmittel stellen wertmäßig 11,6% der gesamten belgischen Exporte dar!

Der Export tierischer Erzeugnisse hat mit 33% den größten Anteil am Handelsüberschuss. Besonders hohe Exportwerte verzeichnen Schweine- (1,2 Mrd. Euro), Geflügel- (716 Mio.) und Rindfleisch (685 Mio.) sowie Fleischzubereitungen (675 Mio.). Dahinter folgen Käse und andere Milchprodukte, Kartoffelwaren sowie Tiefkühlgemüse. Der Bereich Milch hat 2015 an Boden verloren; zwar konnten die Exporte volumenmäßig gehalten werden, aber es wurden nur sehr niedrige Preise erzielt.

 

Bedeutung für die Wirtschaft

Derzeit sind Landwirtschaft und Gartenbau gut für 0,7% des belgischen Bruttoinlandsprodukts. Daraus zu schließen, dass der Sektor in der Bedeutungslosigkeit verschwunden ist, wäre allerdings ein Fehlschluss. Denn die Landwirtschaft ist der Ausgangspunkt, die Basis eines sehr bedeutenden nachgelagerten Gewerbes: die Nahrungsmittelindustrie. Diese realisiert einen Umsatz, der mehr als dem Zwölffachen des Umsatzes der Landwirtschaft entspricht! Aber ohne eine leistungsfähige Landwirtschaft als Zulieferer stände diese Industrie – mit 150.000 Personen in stabiler Beschäftigungslage immerhin der größte industrielle Arbeitgeber in Belgien – vor dem Aus.

Der Sektor ist lokal verankert, sowohl hinsichtlich der Versorgung mit Rohstoffen als der Beschäftigung. Bei der überwältigenden Mehrheit der Unternehmen der Branche handelt es sich um kleine und mittelständige Unternehmen, die lokale Arbeitsplätze anbieten. Wenn Landwirtschaft und Gartenbau verschwinden, dann steht auch die Nahrungsmittelindustrie vor dem Aus – mit allen Konsequenzen für die Beschäftigung. Landwirtschaft und Gartenbau kommt somit sowohl direkt als indirekt eine bedeutende Rolle für die Wirtschaft zu.

Gute, faire Handelsabkommen

Weil unsere Landwirtschaft und unser Gartenbau so sehr auf den Export angewiesen sind, misst der Bauernbund guten, fairen, ausgewogenen Handelsabkommen wie CETA und TTIP eine große Bedeutung zu. Sie eröffnen nicht nur neue Chancen und Absatzmöglichkeiten, sondern verbessern auch die Sicherheit und Vorhersehbarkeit des internationalen Handels. Wir sind uns aber auch bewusst; dass diesen Vorteilen auch Gefahren und Bedrohungen gegenüberstehen, die unbedingt minimiert und so gut wie möglich ausgeschlossen werden müssen. Keinesfalls dürfen Landwirtschaft und Gartenbau in Handelsabkommen den Interessen anderer Sektoren geopfert werden. Sie dürfen nicht als Tauschobjekt missbraucht werden, denn beide sind strategisch wichtige Wirtschaftssektoren.