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Zurück zu Aktuelles >Naturschutz: Mähtod vermeiden


In Kürze steht der 1. Schnitt des Grünlandes an. Dieser Zeitpunkt fällt mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere zusammen, die ihren Nachwuchs im hohen Gras sicher wähnen. Doch ihre Überlebensstrategie – „Ducken und Tarnen“ – schützt zwar vor dem Fuchs, nicht aber vor dem Kreiselmäher.

Besonders Arten wie das Rehwild, der Feldhase und am Boden brütende Vogelarten wie die Feldlerche oder das Braunkehlchen erleiden alljährlich erhebliche Verluste durch die Mahd von Grünland. Doch es gibt durchaus erfolgversprechende Methoden, um diese Verluste drastisch zu reduzieren.

Vorab agieren!

Es bieten sich vier Maßnahmen an, die einzeln, aber besser noch in Kombination ergriffen werden sollten:

  • die Vergrämung,
  • Absuchen der Wiesen mit Jagdhunden,
  • eine auf das natürliche Verhalten speziell des Rehs abgestimmte Mähmethode und
  • der Einsatz von Wildrettern.

Effektive Wildtierrettung beginnt bereits vor der Mahd. Ein erster Schritt ist, Maßnahmen zu ergreifen, um Muttertiere mit ihren Jungen dazu zu bewegen, die Mähparzelle zu verlassen. Eine solche Vergrämung kann kostengünstig und sehr effektiv mit Knistertüten, Flatterbändern, Luftballons, Blinkleuchten, Kofferradios, … durchgeführt werden. Damit sich kein Gewöhnungseffekt bei den Wildtieren einstellt, sollten die Vergrämungsmittel erst am Vortag bzw. -abend aufgestellt werden.

Darüber hinaus verursacht es weder Kosten noch Mühen, den Inhaber der Jagd in den angrenzenden Waldungen rechtzeitig über die anstehende Mahd zu informieren. Dieser kann die Fläche am Vortag nach jungen Hasen und Rehkitzen absuchen. Um eine hohe „Trefferquote“ zu erreichen, bedarf es eines sehr guten und gut ausgebildeten Hundes, weil viele Jungtiere kaum Gerüche abgeben.

Von innen nach außen

Mit der klassischen Mähmethode vom Rand einer Fläche ins Innere wird vielen Tierarten die Möglichkeit zur Flucht genommen; die Tiere werden von außen nach innen getrieben. Eine einfache und kostenneutrale Änderung hilft, die Wildtierverluste zu reduzieren, die mit den o.e. Methoden nicht ausfindig gemacht wurden: von „innen nach außen“ mähen! Diese Vorgehensweise ermöglicht es den Wildtieren, sich nach und nach aus der Parzelle in benachbartes Gelände zurückzuziehen.

Wie dabei vorgegangen wird, erläutert folgendes Video: Hier klicken

In Waldnähe sollte man in der Dunkelheit auf Mäharbeiten möglichst gänzlich verzichten, da sich viele Wildtiere vor den hellen Scheinwerfern instinktiv ducken und nicht mehr flüchten.

Für bodennahe Insektenarten, Kleinsäuger und Amphibien kommt der Schnitthöhe eine entscheidende Bedeutung zu. Generell gilt der Grundsatz „Je größer die Schnitthöhe, desto geringer sind die Verluste bei bodennah lebenden Tierarten“. Deshalb sollte – wenn immer möglich – der Mäher auf eine Schnitthöhe von mindestens 8 cm eingestellt werden.

Wildretter

Neben den bisher vorgestellten Maßnahmen kann auch der Einsatz technischer Hilfsmittel Wildtieren das Leben retten. Jungtiere in den Wiesen können mittels so genannter „Wildretter“ aufgespürt werden. Als Beispiel seien Ketten oder Blenden genannt, die an einem seitlichen Ausläufer des Mähers montiert werden. Untersuchungen zufolge sind die Erfolgsaussichten allerdings schlecht. Bei den Jungtieren wird diese Methode sogar als nachteilig eingestuft, weil das Gras je nach Höhe mehr oder weniger stark nach vorn gedrückt wird, was die Jungtiere eher dazu veranlasst, sich noch stärker zu ducken anstatt zu flüchten.

Auf dem Markt gibt es einige Prototypen, die mit Infrarotsensoren arbeiten, um die Körperwärme der Tiere aufspüren. Diese Technik stößt schnell an ihre Grenzen, weil zum Aufspüren der Tiere ein gewisser Temperaturunterschied zwischen dem Tierkörper und Umfeld erforderlich ist, der witterungs- und tageszeitbedingt nicht immer gegeben ist.

Als erfolgreich hat sich auch der Einsatz akustischer Wildretter erwiesen. Diese an den Erntemaschinen angebrachten Signaltongeber erzeugen einen Piepton, der Wildtiere zur Flucht veranlasst.

In Deutschland steht nach jahrelanger Forschung ein Projekt vor dem Durchbruch, bei dem Rehkitze mit der Hilfe von Drohnentechnik treffsicher erkannt und über RFID-Transponder auf dem Schlepper gefunden werden können. Nach den bisherigen erfolgversprechenden Ergebnissen sind namhafte Hersteller von Landtechnik und Elektronik dabei, erste praxistaugliche Prototypen zur Marktreife zu bringen.

Und dann?

Die gefundenen Jungtiere können in Sicherheit gebracht werden. Diese „Umsiedlung“ muss unbedingt „fachgerecht“ erfolgen. Wenn beispielsweise ein Rehkitz „nach Menschen“ riecht, nimmt es die Ricke in der Regel nicht mehr an. Hier empfiehlt es sich, die Hände zuvor mit Gras abzureiben und mit Grasbüscheln zwischen den Händen das Kitz aufzunehmen und an einer geschützten Stelle in der Umgebung wieder abzulegen.